Brasilien Teil 1. - Experiment Gastfamilie 


Wieder über Airbnb ein Zimmer in einer Gastfamilie gesucht, in der Nähe von Pôrto Alegre im Süden Brasiliens, ich nehme bewusst das aller „preiswerteste“ Zimmer, Mal sehen was mich erwartet. 

Und es ist ein Erlebnis, zwei Schwestern älteren Semesters bewohnen ein Haus, die untere Etage bewohnt die eine Schwester mit ihrer Enkelin und Enkelkinder, für mich ist bei der anderen Schwester in der oberen Etage ein Zimmer frei. Na ja nicht ganz frei, das ist das Wohnzimmer, da wird Abends eine Matratze reingelegt. Und - das Bild zeigt es, die eine Schwester liegt immer bei mir im Zimmer, raucht und stopft sich mit Essen voll, großartig.



Hier meine beiden lustigen Gast- Schwestern 


Die lustigen Schwestern sind sehr nett, wenn auch gefühlt etwas einfach im Umgang, sie wollen mir alles zeigen und lassen mich Abends nicht aus dem Haus, es ist zu gefährlich. Die Brasilianer leben ihre eigene Sicherheits- Paranoia. Verrückt, ich gehorche nicht, gehe auch bei Dunkelheit auf die Straße ein Bier trinken, ich beruhige die Schwestern, harte Arbeit. 

Sie zeigen mir den Fischmarkt, den Strand, eine Pilgeranlage und was es hier im Umfeld sonst noch so zu besichtigen gibt, ihr Leben ist minimalistisch einfach, ich suche fünf Minuten in der Küche nach einem Teller um eine Mango zu schälen, ohne Erfolg - dafür gibt es am Strand wieder köstliche Kokosnüsse. 

Ich schicke meiner Wirtsschweseter eine WhatsApp, wenn ich schlafen will, eine neue Art der Verständigung. Ich könnte das Leben hier noch blumig umschreiben, aber man kann sich den Minimalismus sicher vorstellen, direkt unter dem heißen Wellblechdach, die Sonne ist erbarmungslos. Ich muss weiter, mein Ziel die Wasserfälle von Iguaçú auf der brasilianische Seite. Ich habe einen guten Eindruck vom Leben der Menschen bekommen, eine gute Erfahrung, leider ohne nennenswerte Kommunikation. 



Jetzt kommen die schönsten Wasserfälle der Welt, für mich ...


Nr. 2. Iguaçú - die Wasserfälle 


Die schönsten Aussichtspunkte soll es hier geben, auf der brasilianischen Seite, also los. Bewusst mal wieder ein touristisches Gewimmel zu erleben, muss ich ertragen. Bei den Schwestern war ich der Alien, haben allen auf der Straße erzählt wo ich herkomme, hihi. Die späte Ankunft am Flughafen macht ein Zimmer in der Nähe nötig, die Posada ist gebucht, doch niemand an der Rezeption. Alle Versuche einer Kontaktaufnahme fehlgeschlagen, was tun. Neben der Rezeption steht ein kleines Sofa, ich verbringe die Nacht, allerdings ist sie gegen 5:30 zu Ende, man weckt mich rüde. Meine Buchung sei storniert, habe mich nicht an die Buchungsbedingungen gehalten, ohne mich zu informieren. Eine skurrile Geschichte. Es ist kein Zimmer frei, also parke ich mein Gepäck und mach mich auf dem Weg zum Nationalpark, die „schönsten Wasserfälle der Welt“ warten auf mich. 

Das zeitige Erscheinen versetzt mich in die Lage, in der Ticketschlange einen vorderen Platz zu erstehen, nach einer guten Stunde - die Schlange ist mittlerweile dank zig ankommender Touristenbusse auf mehrere hundert Meter gewachsen, was für ein Glück, das die Buchung storniert wurde - steige ich in einen Zubringerbus im Nationalpark. Hinter mir hunderte Menschenmassen, dass kann was werden. Der Park ist wundervoll, ein Stück Straße im Regenwald, von den Wasserfällen ist noch nichts zu sehen, nach ca. 20 min startet ein Wanderweg, es geht bergab, man hört Wassergetöse. Die erste freie Sicht, alle machen das erste Foto, überwältigendes Naturschauspiel, der schöne Wanderweg bietet alle paar hundert Meter, eine kleine Aussichtsplattform, die bieten eine gute Sicht auf die Naturbühnen. Ich habe den zweiten Bus erwischt, die Massen verteilen sich (noch) ganz ordentlich, ich versuche die Naturgewalten einzufangen. Bin mir wie in den Anden nicht sicher, ob meine Fotos das Tolle Erlebnis wiedergeben können, ich kann mich nicht sattsehen. Natürlich gibt es auch diverse Souvenirs, Kioske bieten Speisen und Getränke, alles was es eben braucht um viele Menschen glücklich zu machen. Ich bin es.

An einem Punkt sieht man die gegenüberliegende Seite, den Nationalpark in Argentinien, ist aber zu weit weg um scharfe Fotos zu präsentieren, dann mache ich es am nächsten Tag, nochmal ins argentinische Gewimmel stürzen, die Wasserfälle sind es Wert, ohne jedweden Zweifel. 

Auf der argentinischen Seite erlebe ich ein ähnliches Bild, allerdings warte ich hier zwei Stunden auf ein Ticket und die Sichtverhältnisse sind nicht so optimal wie in Brasilien, schade, gegen sie Sonne ist immer schwierig. Aber die Wege sind toll gemacht, ich komme nicht hinweg hier auch eine absolute Empfehlung auszusprechen, Die Wasserfälle um Iguaçú sind die weite Reise zu hundert Prozent wert. Schaut die tollen Fotos an, jeder Naturliebhaber hat hier bestimmt große Freude. 



Nr. 3 Abstecher nach Paraguay, Hernandarias


Es bietet sich an, einen Abstecker nach Paraguay zu machen, durch Foz do Iguaçu fließt der Rio Paraná, die Grenze zwischen Brasilien und Paraguay, eine große Grenzbrücke verbindet. 

Ich erinnere mich an die Grenzbrücke in Lao Cai- und habe die Bilder der üppig bepackten Fahrrädern im Kopf. Hier ist alles anders, die Brücke ist riesig und vollgestaut mit wartenden Autos, Lkw, Bussen und Motorrädern, hunderte. Die Abfertigung dauert, Stau in der Hitze, ich beobachte es von der brasilianischen Seite und verwerfe meinen Plan per Bus nach Paraguay, ich laufe über die Brücke und nehme auf der anderen Seite den Bus nach Hernandarias, eine gute Entscheidung. 

Paraguay ist sehr ursprünglich, es hat einen Hauch von asiatischer Geschäftigkeit, man legt nicht so viel Wert auf Reinlichkeit, zum Kontrast der hiesigen Shopping Mals - die locken mit Plakaten auf der brasilianischen Seite, ich will raus aus der Stadt an den Lago Italqu. Die Hitze ist heftig, hier staut sich die Luft, mal sehn wie lange ich das aushalte, schöne Naturplätze zu finden gestaltet sich schwierig. Natur entschädigt. Ich sehne mich irgendwie nach einer etwas kälteren Region, und überlege mein nächstes Ziel, Amazonas oder erst mal Meer beides lange Wege. 



Nr. 4. Luftaufnahmen 

In Brasilien muss man sehr große Strecken zurücklegen, manchmal hatte ich Glück und konnte ganz schöne Luftaufnahmen machen, hier ein kleiner Auszug, man sieht den Regenwald von oben, viele andereRegionen und natürlich herrliche Wolkenformationen, was die Wolken für Formationen bilden ist immer wieder toll anzusehen. 



Nr. 4 Der Norden von Brasilien 


Mittlerweile Reise ich gerne mit dem Bus, in jedem Land ein kleines Abenteuer, und man sieht was. Im Norden sind die riesigen Zuckerrohrplantagen, große Felder so weit das Auge reicht, der Cachaça den man hier reichlich und variantenreich konsumiert, braucht das Rohr. Aber auch die Autoindustrie hat hier ihre Werke, das Potential ist in allen Belangen vorhanden. 

Der Bus macht Freude zu reisen, so einen Eindruck von der Lebensweise zu bekommen, die Pausen auf diversen “Raststätten” sind eine gute Gelegenheit die regionalen Spezialitäten zu entdecken. Irgendwann lande ich am Meer. 

Touristischen Hotspots werde ich nicht mehr aufsuchen, natürlich entschädigt am Titicaca See, am Machu Picchu oder in der Ha Long Bay die Natur, aber ich entscheide mich bewusst gegen die Massenabfertigung, alle Weltwunder/Sehenswürdigkeiten werden heute leider maximal vermarktet, schade ich hätte vieles gerne in der Version von vor 50 oder 100 Jahren gesehen, Mir ist auch bewusst, das die Regionen vom Tourismus leben und oft die einzige Einnahmequelle ist, sie müssen auf meine Anwesenheit verzichten, ich will nicht im Menschentross durch die Attraktionen gewälzt werden, so das musste mal raus, mir hört ja hier keiner zu. 

Hier ist er der Norden Brasiliens, ein paar Tage am Stand, meine Klamotten müffeln ordentlich, ich merke schon, der Blog mutiert zum Tagebuch. Da müssen ihr durch.

Die Brasileiros sind gern gesellig in größeren Gruppen zusammen, singen, tanzen, leben ihr Leben am la Praia. Die haben gefühlt 1000 Lieder, die alle kennen und mitsingen wenn Abends in den Restaurants die Musiker aufspielen, hier hat das „Volkslied“ einen anderen Stellenwert, beeindruckend. 

Zum joggen muss ich den Wecker auf um 6 Uhr stellen, ab 7 ist die Sonne in Äquatornähe für uns Mitteleuropäer unerträglich, aber der Strand ist herrlich, bei Flut ist der Strand verschwunden, bei Ebbe werden Stühle und Tische rausgeholt, Bewirtung mit Kokosnüssen und Bier und die Spezialität sind hier gefüllte Crêpes in allen Varianten, süß, sauer, herzhaft, Meeresfrüchte, etc., die werden auf mobilen Küchen-Wagen frisch hergestellt, bei bedarf auch angemalt, knusprig köstlich oder eben die markanten weißen Maniok Fladen mit frittierten Fischlein. 

Die Brasilianischen Familien haben hier ihre Ostsee. Die Sanddünen einzigartig, Europäer treffe ich keine, viele Argentina machen sich auf den weiten Weg, ein üppiger Brasileiro klaut mir beim Frühstück ständig meinen Tost, jetzt bewache ich ihn. 

Die Postkarte ist wohl eine aussterbende Spezis, auch in Uruguay habe ich lange herumgesucht, hier ähnlich, die Souvenirstände sind komplett Postkartenfrei. Ich suche weiter, auf meine Frage, haben sie Postkarten? - bekomme ich meist nur ein müdes Lächeln. 

Das Stadion in Natal wurde für die WM gebaut, leider spielt der Fußballclub in Natal nur in der 4. Liga, das Stadion wartet also auf bessere Zeiten. 

Die Abendsonne ist hier mal nicht malerisch über dem Meer, sondern gegenüber, aber so entsteht ein tolles Licht für interessante Fotos, und interessante Menschen gibt es sowieso überall, allerdings sind die oft schwer zu fotografieren, ich will sie ja nicht in der Fotopose, sondern in ihrem Leben festhalten. 

Auf zum Amazonas. Manaus der Ausgangspunkt. 



Nr. 5. Amazonas- Manaus 

Wo kann ich ein Boot mieten, die Frage überrascht alle an der Rezeption, „sie können bei uns eine geführte Tagestour buchen“ nein Dankeschön. Ich suche den Hafen, wo die Touristen in die Boote gefrachtet werden, frage herum. Ich bekomme die Empfehlung es am Port de Ceasa zu probieren, einmal quer durch die zwei Millionenstadt, die Straßen für die Karnevalsfeier gesperrt, durch die grüne Lunge an den Amazonas. Es sieht gut aus hier, ein Fischmarkt, keine Touristen nur ein paar Händler und Fischer. Für 200 Real bekomme ich ein Boot für 3 Stunden mit Fahrer (Fay), einverstanden, nur kann ich ihm nicht so richtig sagen was ich alles sehen möchte, Fay fährt einfach los, er kennt sich gut aus, ich warte ab, was passiert. 

Zuerst zeigt er mir ein faszinierende Stelle, hier fließt der Rio Negros (dunkles klares Wasser 22 Grad) mit den aus Peru kommenden Amazonas Solimões River / Rio Solimões (braunes Wasser 28 Grad) zusammen - das Wasser mischt sich erst nach 17 km - solange sieht man das Naturschauspiel der zwei Farben im Wasser. Ich soll die Hand ins Wasser halten, beim Zusammentreffen spürt man deutlich den Temperaturunterschied, tolles Erlebnis. Es geht weiter mitten innen Dschungel, Fay Weiß ohne es zu sagen, was ich sehen will. Viele Wege sind mit Wasserpflanzen zugewachsenen, Fay stört das nicht, mit Schwung über die Pflanzen, die verfangen sich an der Schiffsschraube, auch das ist Fay offensichtlich gewöhnt, zweimal vor und zurück, wieder alles frei. Er zeigt mir bestimmte Pflanzen, wovon ich nur die riesigen Seerosenblätter aus dem Botanischen Garten wiederkenne. Ein halbe Stunde durch die Wildnis des Amazonas, ich bin begeistert und versuche es irgendwie festzuhalten. Plötzlich öffnet sich der Fluss man sieht die schwimmenden Häuser, ein Dorf im Amazonas. Wir fahren zu einem Haus - jetzt wird es vermutlich wieder touristisch, aber außer Fay und mir, kein anderes Boot. Aber das Haus ist vorbereitet auf Besuche, Fay wohl ein Freuend des Hauses, die frische Kokosnuss schmeckt Doppelt so gut. Die Toilette fließt natürlich direkt in den Fluss, hier gibt es kein Kläranlagen mitten auf dem Fluss, das Dorf besteht aus ca. 25-30 Häusern, die Familien sitzen zusammen, die Kinder baden, Angler, Fischer, das ganz normale Leben am Amazonas hier. 

Man erzählt mir unheimlich viel, Wahrscheinlichkeit alles Empfehlungen was ich mir anschauen soll, verstehe aber fast nix. Schade. Fay ist großartig und bringt mich sicher in den Hafen zurück. 

Den muss man hier gegessen haben, den Schwarzen Pacu; portugiesisch Tambaqui mit einer maximalen Länge von 1,08 Metern und einem maximalen Gewicht von 30 Kilogramm, Er lebt in den Stromgebieten des Amazonas. Schwarze Pacus bevorzugen eine Wassertemperatur von über 20 °C (als ideal gelten 26–28 °C). „Sie ertragen einen geringen Sauerstoffgehalt, wenig mineralhaltiges Wasser mit vielen Schwebstoffen und sind darüber hinaus auch sehr krankheitsresistent.“ Und ich hatte nicht eine Gräte - geschmacklich ist er sehr zu empfehlen, auch wenn man sonst Fleisch präferiert. 


Im Hafen empfiehlt man mir noch zu einer Fischzucht zu fahren, da werden riesige Fische gezüchtet, Arapaima bedeutet „Roter Fisch“ - „Arapaimas gehören zu den größtenSüßwasserfischen der Welt. Sie können über zwei Meter lang werden und ein Gewicht von über 130 kg erreichen.“ Also am übernächsten Tag wieder zum Port de Ceasa, ich schließe mich einer kleinen Gruppe an, die Fahr dauert 45 min, das Boot hat einen erstaunlichen Motor, fast eine Art Schnellboot. Die Zuchtbecken sind sehr klein, ein Wunder dass die riesigen Teile sich nicht selbst auffressen. Die hiesigen werfen immer wieder kleine Fische in die Zuchtbecken, so das die Arapaima angelockt werden, ein paar Brocken, unglaublich. 

Die Attraktion ist, an einem Stock wie eine Angel mit einen kleinen Fisch die Roten Fische aus dem Wasser zu heben, die schnappen urplötzlich zu, und dann muss man ziehen, wer den Riesen am weitesten aus dem Wasser zieht hat gewonnen, meine Angelkünste waren eher bescheiden. 

Die zwei Millionen Stadt Manaus hat seine besten Zeiten irgendwie hinter sich, das Teatro de Amazonas ist sehr sehenswert, aber derzeit wegen des Karnevals nächste Woche ist alles abgesperrt, keine Besichtigung möglich. Die historischen Häuser, Gebäude und Kirchen sind von Bausünden umzingelt. 

Ein weiterer Ausflug zu den Wasserfällen mitten im Regenwald von Urubuí, der Bus braucht ewig aus der Stadt heraus, in Urubuí versuche ich einen Guide zu finden, es gestaltet sich schwierig- google translater hilft, wie in Asien geht es auf dem Motorrad weiter, Irgendwann verlässt man die Hauptstraße und eine Piste führt in den Wald. Alles grün. Ein provisorischer Parkplatz deutet an, ab hier muss man laufen. Doch ein Missverständnis, der Guide deutet an zu warten, ich dachte wir gehen zusammen? Er versteht sich offensichtlich nur als Fahrer, okay- ich bin in einer Stunde zurück, bitte warten! Wenn er nicht wartet, wird es spannend zurück zu kommen, aber auf dem Parkplatz stehen drei weitere Autos. 

Also gehe ich alleine los, es gibt sogar Schilder, die ich nicht identifizieren kann, also einfach los, der erste Eindruck, ausgewaschene Felsformationen erinnern an das Elbsandsteingebirge, das hätte ich jetzt hier nicht erwartet. Der Wanderweg führt in den dichten Urwald ist aber bedingt befestigt, also weiter bis ich das Getöse höre, natürlich sind die Wasserfälle nicht mit denen in Iguaçu zu vergleichen, hier gibt es viele Rió’s die auch mal 10 oder 15m den Fels herunter fließen und mitten in einer urigen Regenwald-Natur, die man zu Fuß erreichen kann, zu den parkenden Autos gehören eine Handvoll Leute, hatten die selbe Idee, aber es verläuft sich sehr angenehm. Und der Guide hat gewartet, dafür gibts in Urubuí ein extra cerveja. 

Weiter gehs nach Venezuela, die einzige Möglichkeit nach Kolumbien zu gelangen ohne 1000ende km zurück nach São Paulo zu fliegen, Venezuela hatte ich so nicht auf der Agenda, aber es klingt auch spannend, zumal das ja ein noch verbliebenes Sozialistisches Land ist. Auf nach Caracas.